Eine Woche vor der SPS zwei Paukenschläge an einem Tag: Trump mit klarer Mehrheit wiedergewählt, die Ampel am Ende. Und in den Debatten spielt eine große Rolle, wie es der deutschen Wirtschaft und speziell der Industrie geht. Dazu erlaube ich mir einen Einwurf von der Seite, mit ein paar Fakten, die meist nicht gesehen werden.
Die Wirtschaft in Deutschland erlebt eine Krise, keinen Niedergang. Der Industriestandort Deutschland ist – verglichen mit den anderen Industrienationen – immer noch so stark, dass Deutschland die drittgrößte Wirtschaftsnation ist. De-Industrialisierung findet – von Ausnahmen abgesehen – allen Unkenrufen zum Trotz nicht statt.
Dass die Industrie schwächelt, liegt nicht an fehlenden Subventionen oder Fördergeldern. Es liegt bei vielen Unternehmen am schon länger fehlenden Mut zu echten Innovationen und zu Investitionen in die Zukunft, ohne ein sofortiges Return on Investment zu erwarten. Das gilt für die Automobilindustrie wie für den Flugzeugbau, für die Stahlindustrie wie für die Pharma- und Chemiebranche.
12 Anbieter sind seit dem Frühsommer in der Marktübersicht „Smart Automation“ versammelt. Ihre Innovation: 13 offene, Linux-basierte Plattformen für Flexibilität, Schnelligkeit und reibungslose Zusammenarbeit. Bis auf Contact sind alle auf der SPS 2024.
Deshalb hängt auch die Trendumkehr in der Wirtschaft nicht vom Zeitpunkt der Neuwahl und einer „besseren“ Koalition ab, sondern von der Geschwindigkeit und dem Mut, mit dem die Unternehmen und ihre Mitarbeiter Neues wagen. Von der Elektromobilität über die Energiewende und den CO2-Fußabdruck bis zur Digitalisierung.
Dass sie dazu in der Lage sind, zeigt ein zentraler Bereich der Industrie, ohne dass dies bisher wahrgenommen wurde: Die Automatisierung der Industrie, insbesondere der Fertigung höchst individueller, nachhaltiger und nützlicher Produkte, erfindet sich neu.
In diesem Bereich sind eine ganze Reihe von alten und neuen Anbietern im letzten Jahrzehnt mit offenen, Linux-basierten Plattformen an den Markt gegangen. Statt Standardsoftware zu nutzen, haben sie eigene Software entwickelt, die auf offenen Standards und Architekturen läuft und die Zusammenarbeit über Firmen-, Fachbereichs- und Ländergrenzen hinweg fördert. Das Ergebnis sind auch untereinander kooperierende Ökosysteme und Industrie-Apps unterschiedlichster Art. Plötzlich sind Internet, Cloud und KI in den Produktions- und Montagehallen angekommen.
Immer noch glauben manche Experten, die Lösung käme von der IT und den großen, monolithischen Systemen für MES, ERP und PLM. Die Industrie habe das alles nur immer noch nicht verstanden und richtig genutzt. Sie machen sich selbst etwas vor. Die Zeit der vorgegebenen Lösungen ist vorbei. Die Industrie nimmt die Digitalisierung jetzt selbst in die Hand.
Keine andere Industrienation kann etwas wie diese Plattformen vorweisen, auch nicht die USA oder China. Jetzt zahlt sich aus, dass die deutsche Industrie das Know-how in Sachen Produktentwicklung und vor allem in Sachen Produktion stets als ihre Kernkompetenz hochgehalten hat. Jetzt werden die Kunden in der Industrie und der gesamten Wirtschaft verstehen, was ihre Vorreiter zu bieten haben. Das und nicht eine Steuersenkung oder Fördergelder führen zur wirtschaftlichen Gesundung.