Jetzt ist mein KI-Kompass auch in chinesischer Sprache zu haben. Mit einer Übersetzung von Yongmei Chen-Wegmann, die seit vielen Jahren in Deutschland lebt und arbeitet und großen Wert darauf gelegt hat, meinen Text auch zu verstehen. Das war eine gute Zusammenarbeit. Jetzt kann man das Buch auch in China erwerben.
Mein erstes Buch zu Industrie 4.0 erschien 2013. Es war zugleich das erste Buch unter dem Titel „Industrie 4.0“ überhaupt. 2015 wurde es in chinesischer Sprache zum Renner in China. Xi Jinping hatte die deutsche Initiative Industrie 4.0 zum Vorbild für die langfristige Industriestrategie Chinas erklärt, deren erster 10-Jahresplan unter dem Titel „Made in China 2025“ beschlossen wurde. Weit mehr als 200.000 Chinesen suchten daraufhin in den Buchhandlungen nach Literatur und fanden mein Buch als das erste einen deutschen Experten in chinesischer Sprache. Was für ein Glücksfall.
Mein zweites Buch „Industrie 4.0 grenzenlos“ enthielt im Unterschied zum ersten nicht nur zwei Kapitel von mir über China, sondern auch eins vom CEO des staatlichen Onlineportals Xinhuanet, in dem Industrie 4.0 und Made in China 2025 verglichen und in Zusammenhang gesetzt wurden. Es wurde kein Renner. Als es herauskam, war nämlich gerade Trump US-Präsident geworden und erklärte „Made in China 2025“ zum Teufelswerk und begann seinen Handelskrieg mit China. Das hatte für mein zweites Buch genau so negative Auswirkungen, wie die Ankündigung der chinesischen Industriestrategie 2015 für mein erstes positive gehabt hatte.
Nun erscheint also mein jüngstes Buch, das sich mit der Anwendung von KI in der Industrie beschäftigt und den Entscheidungsträgern in der Industrie ein Kompass für deren Nutzung sein soll, auf Chinesisch. Und diesmal kann ich wegen Corona nicht zu Buchvorstellungen und Vorträgen nach China. Aber vielleicht wird das Buch dennoch erfolgreich.
Aber das Buch ist raus und Corona wird irgendwann auch kein Hindernis mehr sein. Und dann freue ich mich jetzt schon auf die Fortsetzung meiner Vortragsreisen in China.
Es gibt so viele Unterschiede zwischen unseren Kulturen, die sich dabei auftun. Und viele Dinge werden so anders gehandhabt als bei uns. Vieles ist schöner.
Vor jeder Konferenz werden alle Redner in einen separaten Raum geführt, in dem es Tee und Obst oder Kekse gibt. Und dann lernen sie die Veranstalter, die politisch Verantwortlichen der Provinz oder Region, die örtlichen Vertreter der Verwaltung und regierenden Partei kennen, tauschen Kärtchen und führen erste Gespräche.
Oft werden dann die Gespräche bei einem Abendessen an rundenTischen fortgeführt. Und die Gespräche, die dabei zustande kommen, gehen tiefer und sind viel interessanter, als sie es mit Politikern welcher Partei auch immer hierzulande je sein können.
Mein großer Wunsch wäre, dass Deutschland sich mit seinem enormen Industrie-Know-how und seiner besonderen Art von Berufsbildung China als Partner anbietet. Stattdessen gibt es offenbar viele, die glauben, der Wiederaufstieg Chinas zum führenden Industrieland ließe sich verhindern. Wunschdenken halt.
