Von 1995 bis 2023 organisierte und leitete ich den sendler\circle als ein Netzwerk von Geschäftsführern und C-Level-Managern einer sehr speziellen Industriebranche, nämlich der Anbieter von Software und Service für die technischen Prozesse in der Industrie.

Dieses Netzwerk hat den vielen beteiligten Unternehmen eine Menge an Mehrwert gebracht.

Gegründet mit den Geschäftsführern von 14 weltweit führenden CAD-Softwareanbietern, entwickelte sich der behandelte Themenkreis und der Kern der Mitglieder innerhalb einiger Jahre hin zum Dachthema Produkt-Lebenszyklus-Management (PLM).

Ein Blick auf Resultate, die den Kreis für die Mitglieder über fast drei Jahrzehnte enorm wertvoll machten:

Kloster Seeon war Tagungsort des 26. sendler\circle im Februar 2011. (Foto Sendler)

  • Marktstudien

In den Neunzigerjahren setzte die Mehrheit der Anbieter noch auf 2D-Zeichnungserstellung, weil die Ingenieure vor allem in Deutschland und Japan darauf schworen und sehr skeptisch gegenüber 3D-Modellierung waren.

Für den circle organisierte ich eine Multiclient-Marktstudie, an deren Finanzierung sich nicht alle beteiligen mussten, wenn sie nicht an den Detailergebnissen interessiert waren. Das Hauptthema war die Entwicklung des Marktes für 3D-CAD. Aber ebenso wurden die Anwender in der Studie des international anerkannten Marktforschungsinstituts techconsult in Kassel nach dem Praxiseinsatz der Software in allen Engineering-Prozessen befragt. Ich verbreitete die wichtigsten Ergebnisse der Studie in Pressemitteilungen. So kamen Anbieter und Öffentlichkeit erstmals zu Anwenderzahlen des noch jungen Engineering-Software-Marktes.
Weitere Multilient-Marktstudien folgten zu CAD, PDM und PLM.

  • Eine Stimme für die Medien

Über viele Jahre gaben mir die Mitglieder des circle einmal pro Jahr ihre Umsatzzahlen und andere Ergebnisse aus ihrem fortlaufenden Geschäft. Für die Fachpresse waren diese Zahlen von enormer Bedeutung, da sie die einzigen Zahlen waren, die eine Einschätzung dieses Softwaremarktes erlaubten.
Generell war der circle bald die eine anerkannte Stimme, die für die Anbieter von den Medien gehört wurde.

  • Ansprechpartner für die Messen

In den Neunziger- und den Nullerjahren gab es zahlreiche Messen, die für die Anbieter zum Pflichtprogramm gehörten. Neben zahlreichen Fachmessen waren die wichtigsten die CeBIT in Hannover, die Systec in München und die CAT in Stuttgart. Für die Geschäftsführer dieser Messen war der circle ebenfalls die eine Adresse, um über die Entwicklung der Ausstellungen zu sprechen, soweit es die Engineering Software betraf.

  • Zentrale Markttrends

Anfang des neuen Jahrtausends hatte sich die Engineering Software so weit entwickelt, dass die Industrie mehr damit erreichen wollte als nur eine gute Unterstützung der Konstruktion. Die in der Produktentwicklung entstehenden Daten sollten für das ganze Unternehmen und für Partner nutzbar gemacht werden. Und dafür fanden die Anbieter im circle den gemeinsamen Begriff Produkt-Lebenszyklus-Management (PLM), der sich weltweit durchsetzte. Ein herausstechendes Beispiel dafür, wie wirksam technologische und industriestrategische Entwicklungen durch den circle für den Markt kommuniziert werden konnten.

  • Anziehungspunkt für die Industrie

Für die Leiter der Anwendung der Engineering Software bei den Kunden wurde der circle zu einem wichtigen Treffpunkt. Gerne referierten sie über ihre Erfahrungen, positiv wie negativ, und breiteten ihre Wünsche aus. Ihre Besuche in fast jedem circle-Meeting waren eine gute Gelegenheit, die ganze Anbieterbranche kennenzulernen. Und für die Anbieter brachten sie wertvollen Input, um die Bedürfnisse des Marktes richtig einzuschätzen.

In mehreren Treffen einigten sich die Mitglieder im Mai 2004 einstimmig auf eine gemeinsame Definition des noch neuen Begriffs PLM unter dem Titel „Liebensteiner Thesen“. Zur Illustration diente diese Grafik. (Bild Sendler)

Der sendler\circle ist Geschichte. Aber seine Arbeit kann durchaus ein lehrreiches Beispiel für andere Netzwerke in der Industrie sein. Wo sich Märkte entwickeln wie in den Neunzigerjahren der CAD-Markt, da kann es für die Anbieter sehr nützlich sein, sich für Themen zusammenzutun, in denen es nicht um die technische Entwicklung des eigenen Produktes und seiner direkten Vermarktung geht. Aber jenseits dieser schon kartellrechtlich ausgeschlossenen Punkte gibt es, wie der sendler\circle zeigt, viel Stoff, für den es sich lohnt, sich ein paar Mal im Jahr an einen Tisch zu setzen.

Derzeit könnte der Markt der offenen, Linux-basierten Automatisierungsplattformen solch ein Netzwerk gut gebrauchen. Vielleicht, wenn die geopolitischen Umbrüche verdaut und die wirtschaftlichen Krisen der Industrie überwunden sind.